– Der Steinbaukasten –

Er wurde in der 1856 bei Wien gegründeten heilpädagogischen Anstalt Levana von Jan Daniel Georgens entwickelt, in den Werkstätten der Anstalt durch Gießen und Pressen einer Steinmasse produziert und 1863 erstmalig zusammen mit anderen Beschäftigungsmitteln der Levana unter dem Namen „Orbis laboris – Der Kindergarten“ dem Publikum angeboten. Nach der Auflösung der Levana 1865 wurden die Beschäftigungsmittel ab 1866 in Nürnberg erneut hergestellt, wobei der Baukasten wohl ohne die Ressourcen der Levana in Holz ausgeführt wurde, auch wenn ein Buch von 1869 das Pressen und Gießen der Steine für „Das Bauen“ und „Das Täfelchenlegen“ durch Georgens bestätigt. Im Rahmen einer geplanten Neuauflage des Steinbaukastens im eigens dafür Anfang 1878 gegründeten Central-Verlag von Friedrich Adolph Richter mit der Schutzmarke eines Eichhörnchens entdeckten die Brüder Gustav und Otto Lilienthal im gleichen Jahr eine besser geeignete Steinmasse und entwickelten dafür ein Produktionsverfahren, das von Richter aufgekauft wurde. Dabei erwarb er auch das Recht zur Patentierung, welches er wahrnahm. Die ersten Kästen aus seinem Werk in Rudolstadt erschienen von 1880 bis 1884 unter dem Namen „Georgens – Das Bauen“ und enthielten die Steinformen in den drei Farben Gelb Rot Blau, wie sie bereits 1866 beschrieben wurden. Aus „Der Kindergarten“ wurde „Neuer Kindergarten“, wie eine Entwurfszeichnung von Gustav Lilienthal zu einem Deckeletikett zeigt. Ab 1884 endete diese Einführungsphase und die weiteren Kästen erschienen unter dem geänderten Namen „Patent-Steinbaukasten“ in einem von Richter entwickelten Ergänzungssystem. Auf Betreiben von Gustav Lilienthal, der einen eigenen Steinbaukasten herstellen wollte, wurde das Patent 1887 wegen mangelnder Erfindungshöhe für nichtig erklärt. Richter änderte daraufhin den Namen von Patent- in Anker-Steinbaukasten, benannt nach seiner Hauptschutzmarke Anker und dem Namen seiner Fabrik, dem Ankerwerk in Rudolstadt. Unter dieser Bezeichnung wird er heute wieder in Rudolstadt im Rahmen eines Integrationsbetriebes der AWO hergestellt und nicht nur als Beschäftigungsmaterial für Groß und Klein eingesetzt, sondern auch wieder für Therapiezwecke, so wie es am Anfang seiner Geschichte der Fall war. Ein Kreis schließt sich.